Stellungnahme zu den Aussagen von FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl

Wir, die Elternvertreter:innen des Laaerberg Gymnasiums, möchten zu den rassistischen und menschverachtenden Aussagen des Landesrates Waldhäusel (in der Puls 24 Sendung „Pro und Contra“ vom 31. Jänner 2023) und zu den Konsequenzen seiner Worte Stellung nehmen.

Auch wenn es im Jahr 2023 in einer globalisierten Welt absurd erscheinen mag, einer „völkischen“ Gesellschaft nach zu trauern
ist dies leider in den Köpfen von einigen Politiker:innen anscheinend noch traurige Realität.

Jungen Menschen, welche die Oberstufe eines Gymnasiums besuchen, und somit in naher Zukunft die Leistungsträger:innen
unseres Landes sein werden; die sich für das gesellschaftliche Leben in ihrer Heimat Österreich so interessieren, dass sie in ihrer Freizeit einen Polittalk besuchen; die für ein solidarisches Miteinander stehen; diesen jungen Menschen das Gefühl zu geben, dass sie nicht Teil dieses Landes sind, ist in jeder Hinsicht untragbar.

Diese Kinder sind mehr Wien als der Herr Landesrat aus Niederösterreich überhaupt kennt. Es wird von Zuwander:innen und
deren Nachkommen immer wieder verlangt, dass sie sich integrieren müssen, die Sprache lernen müssen, dass sie eine
Ausbildung machen müssen, usw.
Jetzt hat man hier eine Gruppe von jungen Menschen, die all diese Kriterien über erfüllen und trotzdem wird ihnen gesagt, dass
es besser wäre, wenn sie nicht da wären. Ab wann würde Herr Landesrat Waldhäusl denn Menschen als Österreicher:innen akzeptieren?

Der Herr Landesrat Waldhäusl hat sich sein Erwerbsleben lang üppigst auch von den Steuern der Eltern dieser Kinder bezahlen lassen. Er wird sich im Alter darauf verlassen, dass jene Kinder, die er eben erst brüskiert hat, ihm auch noch seine Pension mitfinanzieren.

Das wirklich Erschütternde ist nun aber, dass unsere Schule heute, am 3. Februar 2023, Ziel eines offenbar rechtsextremistischen
Angriffs war. Da die Schülerin, die Herr Waldhäusl in der TV Sendung attackierte, unsere Schule besucht, haben offenbar Rechtsextremisten den aufhetzenden Worten des Herrn Waldhäusl Taten folgen lassen. Auch diese Entwicklung haben wir in der Vergangenheit gesehen. Während am Beginn ihres Aufstieges die führenden Köpfe des Nationalsozialismus die Menschen mit Worten aufhetzten, erledigte die Sturmabteilung (SA) deren schmutziges Geschäft. Erst die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Gewalt gegen Andersdenkende und Jüdinnen und Juden führte in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts zu den größten Verbrechen der Menschheit. Herr Waldhäusl kann sich hier leider nicht der Verantwortung entziehen, den heutigen Angriff erst ausgelöst zu haben.

Wir als Elternvertreter:innen sind stolz auf unsere Kinder, egal in welchem Land der Geburtsort ihrer Eltern oder Großeltern
liegt. Wir sind stolz auf unsere Kinder, die anscheinend mehr für den gesellschaftlichen Frieden empfinden als einige Spitzenpolitiker:innen. Wir sind stolz auf unsere Kinder, weil sie sich für eine Welt einsetzen, in der Menschen nach ihrem
Handeln beurteilt werden und nicht nach ihrer Herkunft. Wir verwehren uns dagegen, dass Menschen unseren Kindern ihre Österreichische Heimat absprechen und sie versuchen zu Bürger:inen zweiter Klasse zu machen.

Wir als Elternvertreter:innen werden niemals vergessen, wohin in unserer nahen Vergangenheit die „völkische“ Klassifizierung von Menschen und die rechtsextreme Gewalt auf der Straße geführt hat und wir werden uns auf jedem demokratischen Wege gegen diese Entwicklung wehren. Das sind wir unseren Kindern, aber auch dem Andenken der Opfer des Holocausts und der Shoah schuldig.

Wir sind stolz auf Wien! Wien ist vielfältig, Wien ist sozial, Wien ist respektvoll – WIEN IST GENAUSO WIE ES SEIN SOLL!

Rückfragen:
Elternverein des GRG 10 Laaerberg
elternverein@grg10laaerberg.at